Gienanth Eisenberg

Es rumort in Eisenberg

05.04.2024 | Graue Wolken über Eisenberg am Mittwoch, den 03.04.2024. Im Regen versammelten sich rund 300 Menschen auf dem Marktplatz in Eisenberg. Das Wetter passt zur Stimmung: Die Eisenberger*innen sind sauer. Grund dafür sind drohende 200 Entlassungen bei der Firma Gienanth. Die sich im Insolvenzverfahren befindende Gießerei entließ in der jüngsten Vergangenheit bereits rund 100 Kolleg*innen und es könnte eine weitere Entlassungswelle drohen.

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Auf der Suche nach einem Investor plant das Unternehmen möglicherweise eine Abspaltung eines Teilbereichs der Produktion - den Maschinenformguss - vor der eigentlichen Veräußerung. Hiergegen wehrt sich die Belegschaft. Die Abspaltung kommt für sie nicht in Frage. Beide Produktionsbereiche sind eng verwoben und aufeinander abgestimmt. Fällt ein Bereich weg, wird der Erhalt des Standortes aufs Spiel gesetzt und dass obwohl es sich bei Gienanth um eine der modernsten Gießereien Europas handelt.

Im Insolvenzverfahren konnte der Betriebsrat die Entlassungen auf rund 100 Kolleg*innen reduzieren. Ziel: Die Rettung des Standortes. „Wir wurden angelogen“ empört sich der Betriebsratsvorsitzende Rico Günther. Vertrauensvolle Zusammenarbeit seitens des Arbeitgebers sieht anders aus. Trotz der Entlassungen und Eingeständnisse der Belegschaft, spielt die Unternehmensleitung weiter mit der Zukunft des Standortes. Es wurden nach der kürzlichen Massenentlassung keine Produktionsprozesse angepasst. Die Folgen sollen durch Überstunden und zusätzliche Leiharbeiter*innen aufgefangen werden. Geradezu groteske Forderungen der Geschäftsführung in Anbetracht der weiteren drohenden Entlassungen.

Die Suche nach Weiterentwicklung des Standortes, nach innovativen Konzepten und Möglichkeiten die Produktion zukunftsweisend aufzustellen, im Rahmen des Insolvenzverfahrens, wurden ignoriert. Es geht der Unternehmensleitung nicht um Zukunft, sondern um den Verkauf an einen Höchstbietenden Investor.

Gienanth und Eisenberg sind eng verwoben. Es geht nicht nur um die 200 Arbeitsplätze, die auf dem Spiel stehen. Hinter jeder Zahl steht ein*e Kolleg*in, ein Schicksal, hinter vielen Beschäftigten eine Familie. Es geht auch um den Bäcker, den Dönerladen, den Einzelhandel. Eine Reduzierung der Kaufkraft hätte unmittelbar negative Auswirkungen für die ganze Region betont Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG) in seiner Rede.

Jetzt ist Schluss! Die Belegschaft hat sich lang genug hinhalten lassen. Mit der Demonstration wagt der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall den Weg in die Öffentlichkeit und findet breite gesellschaftliche Unterstützung durch die Stadt und Politik. Zudem waren Vertreter*innen aus anderen Betrieben uns vom DGB anwesend, die ihre Solidarität bekundeten. Ziel ist es gemeinsam Druck aufzubauen, um eine Entscheidung für einen strategischen Investor zu realisieren, der sich gemeinsam mit der Belegschaft auf den Weg macht und zukunftsfähige Konzepte entwickelt. Nicht das schnelle Geld, sondern die Zukunft einer Region sollten hierbei das entscheidende Kriterium darstellen.

Von: mf

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