Über 300 Metallerinnen und Metaller der Werke Eins, Zwei und dem Logistikzentrum von Borg Warner in Kirchheimbolanden sind unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht in der Nacht zu Donnerstag dem Aufruf der IG Metall gefolgt und haben ihre Arbeit ruhen lassen. Sie forderten eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent, eine Bildungsteilzeit und verbesserte Regelungen zur Altersteilzeit.
Jörg Köhlinger (Tarifsekretär des IG Metall Bezirk Mitte) berichtete den Kolleginnen und Kollegen der Nachtschicht von den beiden vergangenen Verhandlungen am 16. Januar in Darmstadt und 28. Januar in Kaiserslautern.
Die größte Aktion mit mehr als 800 Teilnehmern der Früh- und Tagschicht begann um 9:15 Uhr bei PFW (Pfalz-Flugzeug-Werke) in Speyer. Dort wurde schon um 5 Uhr mit der Nachtschicht die Arbeit niedergelegt. Die Spätschicht wurde um 17 Uhr zum Warnstreik aufgerufen.
Weitere Warnstreikaktionen fanden im laufe des Vormittags in Ludwigshafen bei Sensus und Vögele statt. Den größten Unmut äußerten die Beschäftigten über die Position und Argumentation der Arbeitgeber und der verweigernden Haltung zur Altersteilzeit und Bildungszeit.
Auch am zweiten Tag der Warnstreiks in der ersten Welle folgten die Kolleginnen und Kollegen dem Aufruf der IG Metall. Die Stimmung in den Belegschaften zum Angebot der Arbeitgeber zeigt, dass weiterer Druck in den Warnstreiks notwendig wird und die Bereitschaft dazu wächst weiter.
Der erste Warnstreik fand um 8 Uhr bei Staehle in Schifferstadt statt. Um 9:30 Uhr folgten die Kolleginnen und Kollegen bei der Siemens Turbomachinery Equipment GmbH in Frankenthal. Zeitgleich fanden die Warnstreiks bei Halberg in Ludwigshafen und Mann und Hummel in Speyer statt. Der letzte Warnstreik für den heutigen Tag führten die Metallerinnen und Metaller bei Gienanth in Eisenberg durch.
Schon am Sonntag geht es mit den nächsten Betrieben in der Nachtschicht weiter.
Um Mitternacht vom 1. auf den 2. Februar legten erneut die Kolleginnen und Kollegen bei Borg Warner Turbosystems in Kirchheimbolanden die Arbeit nieder. Diesmal wurden die Beschäftigten in der Nachtschicht des zweiten Schichtzyklus zum Warnstreik aufgerufen und diesem folgten sie dann auch. Trotz der kalten Temperaturen und des Schnee kamen die Metallerinnen und Metaller von den Werken Eins, Zwei und dem Logistikzentrum zum Warnstreik an das Werk Zwei.
Auch bei KSB in Frankenthal folgten die organisierten Beschäftigten dem Aufruf der IG Metall und kamen um 9:30 Uhr an das Werkstor in der Johann-Klein-Straße. In Ludwigshafen-Rheingönheim legten die Metallerinnen und Metaller bei der Jospeh Vögele AG um 11 Uhr die Arbeit nieder und folgten Aufruf zum 2. Warnstreik in der ersten Welle an das Werkstor.
Der letzte Warnstreik für den heutigen Tag findet bei Sensus in Ludwigshafen statt. Auch dort kommt die zweite Schicht zum Warnstreik ans Werkstor.
Zum zweiten Mal folgten die organisierten Beschäftigten bei Gienanth dem Warnstreikaufruf der IG Metall. Dieses Mal waren die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht im zweiten Schichtzyklus aufgerufen.
Mathias Franz, IGM, berichtete über die zwei vergangenen Verhandlungen und durchgeführten Warnstreiks, die bereits in der Verwaltungsstelle stattgefunden haben.
Thomas Brunck, Betriebsratsvorsitzender von Gienanth richtete sich in seinem Redebeitrag an die Belegschaft. "Wir müssen zusammenstehen um unsere Forderungen gegenüber der Blockadehaltung durchzusetzen" sagte er und forderte die Kolleginnen und Kollegen auf auch an den folgenden Aktionen teilzunehmen.
Svenja Borchardt, Jugend- und Auszubildendenvertreterin von Gienanth unterstrich noch mal die Forderung nach der Bildungszeit. "Wer auf der einen Seite den Fachkräftemangel beklagt der muss auch auf der anderen Seite mehr unternehmen als sich nur auf die berufliche Erstausbildung zu berufen", sagte sie.
Den weiteren Überblick über die nächste Warnstreikwelle sowie das darauf folgende Procedere schilderte Mathias Franz im Abschluss des Warnstreiks.
Nach der Frühstückspause am heutigen Morgen begann die zweite Warnstreikwelle für die IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal in Speyer. Vom Werktor aus zogen die Beschäftigten der PFW Aerospace AG Richtung Innenstadt. Die Beschäftigten von Mann+Hummel und Staehle in Schifferstadt kamen mit Bussen an den Speyerer Messplatz. Von dort demonstrierten die Metallerinnen und Metaller zum Altpörtl.
Am Kundgebungsort versammelten sich die 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die dem Aufruf der IG Metall gefolgt waren. Als Gastrednerin begrüßte Günter Hoetzl Jörg Köhlinger (IG Metall Bezirk Mitte), der über den Verlauf der Verhandlungen und die Haltung der Arbeitgeber berichtete. "Das derzeitige Angebot von den Arbeitgebern ist eine Provokation. Erneut konnte die deutsche Wirtschaft mit Exporten im vergangen Jahr das Beste Ergebnis erzielen. Das sind vor allem die Exporte der Metall- und Elektroindustriebranche, der Leitbranche nicht nur in Europa, die zu diesem Erfolg geführt haben. Aber wir wissen mit der aktuellen Haltung der Arbeitgeber umzugehen" rief er den Anwesenden zu.
Der Vertrauensleute Vorsitzende der PFW, Andreas Gaa, bezog sich in seinem Beitrag auf das Vorgehen des Ordnungsamtes. "Es ist eine Sauerei das sich die Einzelhändler über die Lautstärke dieses Warnstreiks beschweren und den Strom abdrehen lassen. Wir geben in diesen Geschäften beim Einkauf unser hart verdientes und erkämpftes Geld aus. Soll das der Dank für die Beschäftigten sein?" fragte Gaa.
Günter Hoetzl informierte zum Abschluss der Kundgebung die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den weiteren Verlauf der Tarifrunde. "Wir werden morgen und am Mittwoch die Warnstreiks fortsetzen. Sollte am Mittwoch kein Angebot vorgelegt werden das akzeptabel ist werden wir wie geplant eine dritte Welle Warnstreiks durchführen müssen." berichtete Hoetzl und schloss die Kundgebung.
Um 9:30 Uhr kamen die organisierten Beschäftigten mit Bussen aus den Betrieben Vögele(Rheingönheim), Halberg und Sensus(Ludwigshafen) in die Johann Klein starße in Frankenthal gefahren. Die Metallerinnen und Metaller von Siemens, TLT und Jenbacher demonstrierten vor das Werkstor der KSB in Frankenthal.
Dort versammelten sich die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und stimmten sich auf die Kundgebung der zweiten Warnstreikwelle ein. Die Teilnehmer des Warnstreiks sangen zusammen mit Uli Valnion unter anderem: "Wir fordern fünf, fünf, fünf Komma fünf Prozent".
Günter Hoetzl eröffnete die Kundgebung und begrüßte alle Beteiligten. Jörg Köhlinger (IGM Bezirksleitung Mitte)sprach zu den Warnstreikenden. "Wer so auf stur die Forderung der IG Metall ablehnt, wie die Arbeitgeber, muss damit rechnen dass die Menschen in den Betrieben sehr schnell eine Bereitschaft entwickeln die Situation eskalieren zu lassen. Außerdem wies er daraufhin, dass die IG Metall bereit sei auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu erzielen. Wenn es zu einem Arbeitskampf kommt haben ihn die Arbeitgeber durch ihre Verweigerung zu verantworten."
Im Anschluss verkündete Karl Frantz (BR SIEMENS) das zum zweiten Mal die Arbeit in dieser Tarifrunde niedergelegt worden sei. Ihm folgte Rene Klotz(KBR KSB). Er unterstrich nochmals die Sinnhaftigkeit der Forderung und das Interesse der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben am Thema.
Begleitend zur dritten Tarifverhandlung in der Metall- und Elektroindustrie kamen heute die organisierten Beschäftigten von Borg Warner Werk Eins, Zwei, dem Logistikzentrum und Gienanth aus Eisenberg zur letzten Warnstreikveranstaltung in der zweiten Welle in Kirchheimbolanden zusammen.
Vom Borg Warner Logistikzentrum aus zogen die Metallerinnen und Metaller zusammen mit den Gienanth Kolleginnen und Kollegen über das Borg Warner Werk Zwei in die Innenstadt. Auch vom Borg Warner Werk Eins demonstrierten die Warnstreikenden in die Innenstadt zur Kundgebung am Römerplatz.
Dort begrüßte Uli Valnion an der Gitarre die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Arbeiterliedern aus Tarifrunden und Arbeitskämpfen. Mathias Franz (IG Metall Lu-Ft) berichtet über die Herausforderungen im Bereich der beruflichen Weiterbildung in den Betrieben und den daraus resultierenden Problemen und Anforderungen für die Beschäftigten in der Zukunft. Birgit Mohme (IG Metall Lu-Ft) informierte die Warnstreikteilnehmerinnen und -Teilnehmer über die notwendigen Anpassungen im Bereich der Altersteilzeit und dem aktuellen Angebot der Arbeitgeber dazu.
Auch der Tarifator kam nach Kirchheimbolanden und rappte dort die von ihm eigens auf die Tarifforderungen zugeschnittenen und gereimten Songs. Günter Hoetzl (erster Bevollmächtigter IG Metall Lu-Ft) stellte die Forderung zum Entgelt und den Ausbildungsvergütungen ins Verhältnis zu wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Metall- und Elektroindustrie. Auch die Betriebsratsvorsitzenden von Gienanth, Thomas Brunck und von Borg Warner, Michael Zimmermann sprachen zu den Metallerinnen und Metallern auf dem Römerplatz.
Am Morgen trafen sich die organisierten Beschäftigten aus den Betrieben der Verwaltungsstelle Ludwigshafen-Frankenthal in Speyer. Vom Werkstor der Pfalzflugzeugwerke aus demonstrierten die Kolleginnen und Kollegen zusammen mit den Warnstreikenden von Bopp & Reuther durch die Speyerer Innenstadt zum St. Guido Stifts Platz.
Die Metallerinnen und Metaller von den Borg Warner Werken und Logistikzentrum (Kirchheimbolanden), Gienanth (Eisenberg), KSB, Siemens TE, GE Jennbacher (Frankenthal), Vögele, Sensus, Halberg (Ludwigshafen), Staehle (Schifferstadt) und Mann + Hummel (Speyer) wurden mit Bussen zur Stadthalle in Speyer gefahren. Von dort aus marschierten die Tarifdemonstrierenden in die Stadt zum Kundgebungsplatz.
Auf der Kundgebung auf dem Platz in der Stadt sprach Wolfgang Lemb (geschäftsführendes Vorstandsmitglied IG Metall) zu den Kolleginnen und Kollegen. "Es liegt an den Arbeitgebern jetzt den Ball auf zunehmen und ein Angebot vorzulegen, dass einerseits den Leistungen und Anforderungen der Beschäftigten in den Betrieben entspricht und somit andererseits eine mögliche Auseinandersetzung in dieser Tarifbewegung verhindert", sagte er.
Felix Rüppel (JAV PFW) machte den Warnstreikteilnehmern nochmal deutlich welche Hürden es in den Betrieben und der Gesellschaft im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt. "Wer einen androhenden Fachkräftemangel beklagt sich aber nicht bereit erklärt an Instrumenten zur Behebung des Problems zu beteiligen braucht sich aber am Ende nicht über fehlendes und nicht ausreichend qualifiziertes Personal zu beschweren", rief er den Metallerinnen und Metallern zu.
Auch die Betriebsratsvorsitzenden Jan Heinrich (PFW - ehrenamtliches Vorstandmitglied IG Metall), Karl Frantz (Siemens TE) und weitere Betriebsräte Rene Klotz (KSB) richteten klare Worte an die Kolleginnen und Kollegen auf dem Stifts Platz. Dabei war die Position der Interessenvertreter durchweg klar. Nur ein entsprechend ausreichendes und angemessenes Angebot in allen drei Forderungen kann das Scheitern der Verhandlungen noch verhindern. Wem das nicht klar ist der spielt mit der Gefahr den Konflikt nicht zu lösen sondern noch weiter zu verhärten.
Musikalisch begleitet wurde die Kundgebung auf dem Stifts Platz von Bernd Köhler (Mannheim) mit Band.
3,4 Prozent mehr Geld, Verbesserungen bei der Altersteilzeit und der Einstieg in eine neue Bildungsteilzeit für die Betriebe der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Das ist das Tarifergebnis, das am Mittwoch zwischen IG Metall und den Arbeitgebern der Mittelgruppe erzielt wurde. Die Tarifkommission wird am Freitag über das Tarifergebnis abstimmen.
Günter Hoetzl, erster Bevollmächtigter IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal erklärte: „Mit dem Tarifergebnis hat die IG Metall zu allen drei Elementen ihres Forderungspaketes gute Ergebnisse erzielt. Der Druck von 120.000 Warnstreikenden im Bezirk hat die Arbeitgeber offenbar beeindruckt. Das Tarifergebnis sichert vor allem in den qualitativen Elementen einen Einstieg in ein neues Verständnis von Flexibilität der Arbeitszeit, die wir mittelfristig weiter voranbringen wollen. Die 3,4% sind einfach gut. Alle reden davon, dass in Deutschland Tarifentgelte steigen sollen. Die IG Metall macht das und stellt damit die Beteiligung der Beschäftigten, am Erfolg, den sie selbst erwirtschaftet haben, sicher. Das ist ein deutliches reales Plus und ein Erfolg der IG Metall.“
Das Tarifergebnis sieht vor:
1. Die Einkommen für die 400.000 Beschäftigten in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland steigen ab 1. April 2015 um 3,4 Prozent, für die Monate Januar bis März 2015 gibt es eine Einmalzahlung von 150 Euro und Auszubildende einmalig 55 Euro.
2. Altersteilzeit können vier Prozent der Beschäftigten beantragen. Davon können besonders belastete Arbeitnehmer die Altersteilzeit vorrangig bis zu einer Quote von drei Prozent nutzen. In den unteren Entgeltgruppen werden höhere Aufstockungsbeträge als bisher gezahlt.
3. Der Tarifvertrag zur Bildungsteilzeit sieht erstmals einen erstreitbaren Zugang auf persönliche berufliche Weiterbildung der Beschäftigten vor. Neu ist das Bildungskonto. Um Arbeitszeit für Weiterbildung zu nutzen, kann diese angespart oder nachgearbeitet werden. Auf das Konto können eingezahlt werden: Arbeitszeit, Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes und mögliche freiwillige Leistungen des Arbeitsgebers. Darüber hinaus können Betriebsrat und Arbeitgeber vereinbaren, dass Gelder, die für die betriebliche Altersteilzeit nicht genutzt werden, in Bildungsmaßnahmen fließen.